Spieleforen (PS3/PS4 & PS Vita/PSP)22.05.2010, 18:45
Spielname: ModNation Racers
Entwickler: Sony (San Diego)
Altersfreigabe: ab 6 Jahre
Sprache: Deutsch
Genre: Rennspiel
Veröffentlichung: UMD / PSN
Angebot:
- ModNation Racers
Wenn man in der vergangenen Zeit etwas über ModNation Racers gelesen hat, dann ist einem bestimmt folgende Aussage ins Auge gefallen: „Mario Kart meets LittleBigPlanet.“ Ob der Titel tatsächlich diese beiden großartigen Serien und Konzepte unter einen Hut zaubern kann und was er sonst noch zu bieten hat, wird unser Review klären.
Die Gemeinsamkeit mit Mario Kart besteht darin, dass ihr mit Karts um bunte und fantasiereiche Pisten düst, wobei der Fun und das arcade-lastige Gameplay im Vordergrund stehen. Mit Little Big Planet eint das Game die große Anpassungsvielfalt und die Möglichkeit seine Kreationen mit anderen Leuten zu teilen. Doch widmen wir uns erstmal dem grundlegenden Gameplay. Ihr steuert euer Kart auf Strecken gegen 5 CPU-Gegner und müsst möglichst versuchen als erster die Ziellinie zu überqueren. Dabei lassen sich unterwegs Waffen aus Itemboxen sammeln, mit denen ihr eure Kontrahenten ausschalten könnt. Doch nicht nur ihr teilt aus, auch die anderen Karts feuern aus allen Lagen. Verteidigen könnt ihr euch mit einem Schutzschild, der sich für kurze Zeit aktivieren lässt. Euch steht zudem ein Turbo zur Verfügung, den ihr etwa durch Stoßen der Gegner, Windschattenfahren oder Driften auffüllen könnt. Auf den Strecken gibt es Rampen, Steilkurven, Beschleunigungspfeile und diverse Hindernisse. Auch Abkürzungen gilt es geschickt auszunutzen. Kommt ihr von der Strecke ab, werdet ihr automatisch zurückgesetzt. Bei Sprüngen in der Luft könnt ihr nicht nur Tricks, sondern auch Stampf-Attacken ausführen und am Boden Karts rempeln. Trefft ihr einen Elite-Fahrer, könnt ihr ihn zu einem Vergeltungsrennen herausfordern und seinen fahrbaren Untersatz gewinnen. Das Fahrverhalten hat gesamt betrachtet nicht den Anspruch einer Simulation, aber das soll auch gar nicht so sein.
Die Steuerung ist dabei simpel und durchdacht gewählt. Zwei verschiedene Bedienprofile lassen sich auswählen. Bei den aufsammelbaren Items gibt es Boosts, Raketen, Bomben, Blitze und einiges mehr. Insgesamt ist die Auswahl weniger kreativ als beim Vorbild Mario Kart, da sich viele Waffen zu sehr ähneln und deren Symbole sich auch nicht optimal unterscheiden lassen. Vermissen tut man auch einen Rückspiegel, wodurch es etwa schwierig fällt eine Bombe taktisch zu platzieren oder die anderen Karts am Vorbeifahren zu hindern. Zwar sieht man am linken Bildschirmrand die ungefähren Abstände der Fahrer, aber diese Anzeige ist nicht wirklich aufschlussreich und eine echte Streckenkarte lässt sich nicht einblenden. Die Lenkung der Karts ist wie im richtigen Leben sehr direkt, wofür man erstmal ein Gespür entwickeln muss. Hat man sich eingefahren, düst man aber gekonnt um die Pisten. Das Driften hilft dabei optimal um die Kurven zu kommen. Voll ausreizen lässt sich dieses Fahrmanöver jedoch nicht wie in Mario Kart, weshalb ihr öfters in die Bande krachen werdet. Um gut abzuschneiden, müsst ihr euch mächtig ins Zeug legen und Fahrfehler vermeiden. Die Gegner sind nämlich nicht von Pappenstil, schenken euch keinen Meter und ballern euch auch gnadenlos ab, wenn ihr in Reichweite seid. Ansonsten hat man aber nach etwas Eingewöhnungszeit ein gutes Fahrgefühl und findet schnell Spaß an den abwechslungsreichen Rennen.
Kommen wir zu den Spielmodi. Geboten wird einem zunächst ein ausgiebiger Karrieremodus. Er setzt sich aus mehreren Rennen zusammen und steigt im Schwierigkeitsgrad an. Es gibt jedoch nicht immer nur die Prämisse als erster über die Ziellinie zu kommen, dies ist nämlich aufgrund der doch recht anspruchsvollen KI gar nicht so leicht. Neben der Platzierung im Rennen, gibt es auch diverse Nebenziele wie etwa das Abschießen von Gegnern oder langes Driften. Während das primäre Ziel immer das nächste Rennen freischaltet, können mit den Nebenzielen neue Gegenstände gewonnen werden (dazu später mehr). Im Karriere-Modus steht euch eine Zentrale zur Verfügung, von der aus ihr alle Events und eure Leistungen einsehen könnt. Allein mit diesem Modus kann man unzählige Stunden verbringen, da die Herausforderung hoch ist und auch der Wiederspielwert gewahrt bleibt. Daneben könnt ihr natürlich auch freie Rennen veranstalten, bei denen sich Strecke und Kriterien selber festlegen lassen. Die Events können mit und ohne Waffen bestritten werden, zudem gibt es noch einen Eliminator, bei dem der jeweils letzte Fahrer nach einer Runde rausfliegt. Etwas vermissen tut man eine Art Arena-Modus, bei dem es nur um Abschüsse eurer Gegner geht. Auch ein bloßes Zeitrennen, bei dem man solo seine Bestzeiten gegen Ghosts knacken kann, gibt es leider nicht.
Die Anpassungsmöglichkeiten des Spiels sind gigantisch. Es lassen sich Karts, Fahrer und Strecken frei gestalten. Natürlich gibt es auch Vorlagen, die ihr verändern könnt. Aber auch prominente Charaktere aus anderen Spielen wie etwa Kratos oder Ratchet & Cank haben es als wählbare Figur samt passenden Fahrzeug ins Spiel geschafft. Wenn ihr euer eigenes Kart designen möchtet, stehen euch dafür unzählige Teile wie Spoiler, Hauben, Reifen, Sitze, Motoren und vieles mehr zur Verfügung. Je nach Spielfortschritt lassen sich immer neue Extras freischalten. Bei den Figuren (Mods genannt) sieht es nicht anders aus. Ihr könnt aus einer Unmenge an Kleidungstücken, sowie Accessoires wählen und das Gesicht entsprechend eurer Wünsche anpassen. Ihr wollt ein digitales Ebenbild in Comic-Grafik von euch ? Kein Problem ! Der umfangreiche Strecken-Editor schließlich zieht euch den Boden unter den Füßen weg. Eine derartig große Optionsvielfalt bietet kein zweites PSP-Spiel. Die Strecken lassen sich vollkommen frei anlegen. Ihr entscheidet wie der Kurs verläuft, könnt das Gelände dreidimensional verändern, Berge und Täler erschaffen, hunderte von Objekten platzieren und vieles mehr. Es lassen sich so Millionen von verschiedenen Strecken erstellen. Jeden Kurs, jedes Kart und jede Figur könnt ihr natürlich platzsparend abspeichern.
Einen weiteren riesigen Pluspunkt sammelt das Game bei den Online-Funktionen. Es lassen sich nicht nur die gewöhnlichen Rennen gegen Mitspieler aus aller Welt austragen und eure Bestzeiten und Highscores in Tabellen vergleichen, sondern auch das so erfolgreiche aus LittleBigPlanet bekannte Create & Share Prinzip wurde toll umgesetzt. So könnt ihr die von euch erstellten Kurse auf den Server hochladen und die Entwürfe von anderen Spielern kostenlos downloaden. Mit der Zeit wird auf diese Weise ein riesiger Pool entstehen, so dass euch niemals langweilig wird. Einen faden Beigeschmack hat nur die Tatsache, dass Sony das Spiel mit einer Zwangs-Aktivierung für die Online-Modi ausgestattet hat. Dem Spiel liegt zwar ein Gutschein bei, mit dem ihr diese gratis freischalten könnt, aber wer das Spiel gebraucht kauft, muss sich für knapp 10 EUR die Lizenz neu erwerben, wenn er online spielen möchte.
Grafik und Sound wissen zu überzeugen. Die standardmäßig vorhandenen Strecken bieten Abwechslung durch die verschiedenen Vegetationen (Berge, Wüste, Küste, Dschungel etc.) und wurden detailreich gestaltet. Das Geschehen läuft zu jeder Zeit flüssig über den Screen und lässt kein Ruckeln erkennen. Die Effekte wurden ansprechend in Szene gesetzt und die Karts lassen sich auch aus der Entfernung gut unterscheiden, da die Weitsicht ordentlich ist. Aufpoppende Objekte gibt es kaum und alle Texturen wurden sauber designt. Nur gelegentlich fallen kleinere Grafik-Schnitzer auf, die aber von der knallig bunten Optik wett gemacht werden. Die Musikstücke gehen ins Ohr - auf der Strecke bekommt man sogar akustische Kommentare (Boxenfunk) zu hören und die Fahrer äußern ihre Emotionen durch Gestik, Mimik und Ausrufe. Durch eingespielte Videos mit komplett deutscher Synchronisation wird die Rennfahrerkarriere untermalt. Die Ladezeiten sind durchschnittlich, vermitteln euch dafür sinnvolle Spieltipps. Die Menüs sind verständlich und bieten ein ansprechendes Layout - überhaupt ist die ganze Präsentation sehr professionell, aber charmant und witzig zu gleich.
ModNation Racers ist ein gelungenes Rennspiel, das sich für Einsteiger wie für erfahrene Rennspiel-Veteranen gleichermaßen eignet. Betrachtet man nur den fahrerischen Anteil, kommt es nicht ganz an das geniale Gameplay eines Mario Kart heran. Der gewaltige Umfang, der sich durch die wahnsinnigen Editier-Möglichkeiten und die ausgereiften Online-Funktionen ergibt, gleicht dies aber zu großen Teilen aus. Das Leistungsverhältnis bei einem Preis von unter 30 EUR stimmt in jedem Falle. Zur unantastbaren Genre-Referenz fehlt zwar der gewisse Feinschliff, aber hinter anderen erfolgreichen Serien wie WipEout, Gran Turismo oder MotorStorm muss es sich auf dem Handheld nicht verstecken und auf der PSP ist es zweifellos der beste Fun-Racer.
Pro/Contra:
+ Langer Spielspaß
+ Ausgereifter Karrieremodus mit Wiederspielwert
+ Herausfordernder Schwierigkeitsgrad
+ Unzählige Anpassmöglichkeiten für Karts, Figuren und Strecken
+ 27 abwechslungsreiche Standard-Kurse
+ Charmante und witzige Optik & Sprachausgabe
+ Tolle Präsentation
+ Starke Online-Funktionen (Multiplayer & Sharing)
- Fahrmechanik nicht ganz ausgereift
- Fehlender Rückspiegel
- Kein Gamesharing und Tausch via adhoc
- Kein Deathmatch-Modus und Zeitrennen mit Ghosts
Gameplay: 80 %
Grafik/Sound: 80 %
Langzeitspaß/Umfang: 90 %
Multiplayer/Online: 90 %
Wertung: 84 %