11.03.2013, 12:26
Publisher: Square Enix
Entwickler: Crystal Dynamics
Release: 5. März 2013
Altersfreigabe: ab 18 (USK)
Uncut: Ja
Genre: Action-Adventure
Spieler: 1-8
Sprache/Texte: Deutsch/Deutsch
Dateninstallation: Nein
PlayStation Move: Nein
Stereoskopisches 3D: Nein
Online-Pass: Nein
Angebot: Tomb Raider (Amazon)
Comeback einer Videospiel-Legende
Frischen Wind können so einige Spielserien gut vertragen. Dies dachte sich auch Crystal Dynamics vor einigen Monaten und unternahm mit einem Reboot von Tomb Raider den Versuch der Reihe neues Leben einzuhauchen. Einst als Referenz gefeiert, besetzte die Titel-Heldin Lara Croft unangefochten und für lange Zeit den Genre-Thron. Doch in den letzten Jahren war die Reihe fast in Vergessenheit geraten. Mit Tomb Raider: Underworld erschien das letzte echte 3D Abenteuer mit der vollbusigen Archäologin vor 5 Jahren und konnte nur mäßige Kritiken einheimsen. Mit dem Reboot soll nun an die alten glorreichen Zeiten angeknüpft werden. Dafür präsentiert man Lara dieses Mal in einem ganz neuen Licht.
Ihr schlüpft nämlich in die Rolle der jungen Miss Croft, die noch unerfahren, ängstlich und alles andere als eine kompromisslose Grabräuberin ist. Die Geschichte setzt ein mit einer Forschungsfahrt auf der Endurance. Die 21-jährige Lara befindet sich mit ihrem Mentor Conrad Roth sowie einigen Mitstudenten und weiteren Crew-Mitgliedern auf der japanischen See, als das Schiff in einen Sturm gerät und schließlich kentert. Ihr strandet auf einem einsamen Insel und seit zunächst komplett auf euch alleine gestellt. Alles was Lara zur Verfügung steht, ist ihr Überlebensinstinkt – euer Abenteuer und der Weg zu Heldin beginnt.
Far Cry + Uncharted + Brüste = Tomb Raider
Eine Gleichung, die stimmt, das merkt ihr bereits am Anfang. Eine Insel, die erkundet werden kann und von fiesen Gesellen bevölkert wird ? Das hört sich doch stark nach Far Cry 3 an. Klettern, Rätseln, schießen, filmreife Inszenierung – da klopft Nathan Drake an die Tür. Man könnte Tomb Raider also vorhalten, es sei eine dreiste Mixtur anderer beliebter Serien. Doch festhalten muss man, dass Lara zuerst da war, auch wenn sie sich eine lange Schönheitspause gegönnt hat. Aber die Pause hat ihr sichtlich gut getan. Denn Tomb Raider spielt sich einfach klasse. Die Steuerung geht flüssig von der Hand, die Animationen sind butterweich, der Mix zwischen Action und ruhigeren Passagen stimmt und das Gameplay verschmilzt nahtlos mit den Cutscenes.
Rätseln leicht gemacht
Die kolportierte Open World Gestaltung ist jedoch eine kleine Mogelpackung. Die Insel ist zwar grundsätzlich frei erkundbar, allerdings werdet ihr schon sehr stark geführt und auch viele Wege sind so schmal, dass ihr gar keine andere Möglichkeit findet an euer Missionsziel zu kommen. Die Gestaltung der verschiedenen Bereiche ist dafür sehr abwechslungsreich. Mit Höhlen, schneebedeckten Bergkuppen, alten Tempeln, Dschungel und Wasserwelt ist für jeden Hobby-Archäologen etwas dabei.
Die Story ist dabei gut ins Gameplay eingewoben und bleibt damit nachvollziehbar. Allerdings ist die erzählte Geschichte insgesamt etwas seicht und weist Lücken auf. Wirklich störend ist dies aber nicht, dafür ist dem Entwickler der Gameplay-Mix zu gut gelungen. Egal ob ihr schießt, klettert oder Rätsel löst – all dies geht fühlt sich einfach gut an und motiviert euch ständig noch ein Stück weiter zu spielen, um zu sehen, was als nächstes passiert. Wer allerdings auf die teils überschweren Rätsel der früheren Tomb Raider Teile steht, wird vom Reboot etwas enttäuscht sein. Man merkt dem Spiel deutlich an, dass man eine breitere Masse ansprechen wollte und daher auf die echten Kopfnüsse verzichtet hat - wir finden dies schade, weil es die Serie von anderen Genre-Vertretern abgehoben hat. So beschränkt man sich auf simplere Rätsel, die allerdings auf einer fantastisch guten Physik basieren. Insbesondere Wasser, Feuer und Wind wurden noch nie so realistisch in einem Spiel verkörpert.
Lara hat den Bogen raus
Wenn ihr die Insel erkundet, könnt ihr eine Vielzahl von versteckten Dingen wie etwa Grabmäler und Reliquien finden. Dieses Feature hat man glücklicherweise aus den alten Teilen übernommen. Früher musste man Lara mit Hilfe von Medikits heilen, dies gehört nun der Vergangenheit an. Miss Croft regeneriert von alleine, so wie es in den meisten Shootern üblich ist. Wie in fast jedem modernen Spiel gibt es auch in Tomb Raider einige Rollenspiel-Elemente. So sammelt ihr etwa Beutegut und könnt damit eure Waffen upgraden. Außerdem gewinnt ihr mit allen möglichen Aktionen Erfahrungspunkte hinzu und könnt diese wiederum in neue Fähigkeiten wie Spezialangriffe oder größere Resistenz investieren.
Das Waffen-Arsenal bietet Althergebrachtes – besondere Bedeutung hat aber der Bogen, den Lara stets bei sich trägt. Mit diesem könnt ihr nicht nur Tiere jagen, sondern auch Gegner aus der Entfernung lautlos ausschalten. Später erhaltet ihr zudem die Möglichkeit Brandpfeile zu verschießen und Seile über Abgründe abzufeuern. Unterwegs findet ihr immer wieder Lagerfeuer, an denen ihr Platz nehmen und euren Status verwalten könnt. Außerdem dienen diese Lagerfeuer als Knotenpunkte für das neue Schnellreisesystem, sodass ihr nicht immer über die komplette Insel joggen müsst, wenn ihr einen Ort einmal bereits besucht habt.
Effekte der nächsten Generation
Die Gegner-KI ist insgesamt gut. Eure Feinde verschanzen sich, greifen aggressiv an oder werfen Bradsätze um euch aus der Deckung zu locken. Lara verfügt über ein ausreichend großes Potenzial, um ihre Feinde auf diverse Weisen im Fern- und Nahkampf aus dem Weg zu räumen. Hierbei wird euch die Freiheit gewährt, ob ihr lieber ballert oder lautlos eliminiert. Grafisch macht Tomb Raider einen zum großen Teil bombastischen Eindruck. Die herumlegenden Objekte in einigen Abschnitten wiederholen sich zwar oft, dafür sehen aber die Effekte unfassbar gut aus. Egal ob Lichtstrahlen, loderndes Feuer oder prasselnder Regen – hier könnte man meinen bereits ein PS4 Spiel vor Augen zu haben. Dadurch wird auch die Atmosphäre erstklassig untermalt. Wie in Uncharted ist die Inszenierung filmreif und weist echte Höhepunkte auf. Die Spielgrafik geht dabei nahtlos in Cutscenes über und hält so die tolle Survival-Stimmung aufrecht. Etwas nervig sind jedoch die zahlreichen Quick Time Events, die beim Scheitern sehr oft unmittelbar zu Laras Tod führen.
Übrigens ist das Reboot deutlich brutaler (Exekutionen, Tiere ausweiden etc.) als frühere Teile und erhielt daher auch die Freigabe erst ab 18. Tomb Raider wurde komplett auf deutsch synchronisiert und dies sehr ordentlich. Als Stimme von Lara konnte man die bekannte Schauspielerin Nora Tschirner verpflichten. Technisch macht diese ihren Job zwar gut, aber irgendwie fehlt ihr der gewisse emotionale Touch, der die Protagonisten noch authentischer hätte wirken lassen können. Aber dies ist Meckern auf hohem Niveau, da die restliche Sound-Abmischung und die orchestralen Klänge erstklassig sind und stets passend die Stimmung akustisch untermalen.
Der Multiplayer
Crystal Dynamics folgt dem Multiplayer-Trend und so ist erstmals in einem Tomb Raider ein Mehrspieler-Modus enthalten. Dieser funktioniert kompetitiv und erinnert derart stark an jenen aus Uncharted, dass es schon frech ist. Geboten werden vier verschiedene Modi, die zwar besondere Namen tragen, aber letztendlich Team Deathmatch, Capture the Flag und Domination sind. Lediglich der Freie Wettbewerb weist eine kleine Besonderheit auf. Hier handelt es sich zunächst um eine klassische Deathmatch Partie. Allerdings könnt ihr erst dann wieder ins Spiel einsteigen, wenn euer Killer selbst ins Gras gebissen hat. Natürlich gibt es auch das übliche Rang-System und freischaltbare Sachen. Als Lara selbst dürft ihr übrigens erst mit Erreichen des Level-Caps spielen, vorher steuert ihr einen ihrer Freunde. Der Multiplayer ist insgesamt solide umgesetzt, allerdings hätte man ihn auch nicht vermisst, wäre er nicht enthalten.
Das Fazit
Mit Tomb Raider ist Crystal Dynamics ein erstklassiger Reboot der Reihe gelungen. Lara Croft hat sich eindrucksvoll zurück gemeldet, wenngleich die Ähnlichkeiten zur Uncharted Konkurrenz frappierend sind. Letztendlich könnte man meinen, Lara Croft sei ein Nathan Drake mit gehöriger Oberweite. Aber dies sollte man nicht allzu negativ sehen, denn es wird auch beinahe die gleiche Qualität geboten, die man von der Uncharted Reihe gewohnt ist. Die an vielen Stellen bombastische Grafik und der clevere Genre-Mix machen große Freude und unterhalten für viele Stunden. Zudem ist das Konzept sehr interessant, eine verletzliche Lara und ihre Entwicklung zur furchtlosen Grabräuberin in den Vordergrund zu stellen. Deshalb ist Tomb Raider definitiv eines der Spiele-Highlights in diesem Jahr – auch ohne Nackt-Cheat …
Wertung
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+ Story enthüllt die Entwicklung von Lara Croft
+ Hollywoodreife Inszenierung
+ Fantastisch gut aussehende Effekte
+ Überragende Feuer- und Wasserphysik
+ Ausgewogener Gameplay-Mix
+ Viel zu entdecken auf der Insel
- Rätsel insgesamt zu anspruchslos
- Einige nervige Quick Time Events