
Spielname: Gran Turismo 5
Publisher Sony
Entwickler Polyphony Digital
Release: 24. November 2010
Altersfreigabe: ab 0 (USK)
Genre: Rennsimulation
Spieler: 1-16 (auch Online)
Sprache/Texte: Englisch/Deutsch
Angebot: Gran Turismo 5 (Amazon)
Das Warten hat ein Ende
Nach elendig langer Entwicklungszeit und einer weiteren Verschiebung kurz vor dem geplanten Release, erschien Gran Turismo am 24. November 2010 endlich für die PS3. Ob Polyphony Digital die Zeit nutzen konnte, um ein perfektes Rennerlebnis den Spielern zu offerieren, wird sich im Testbericht zeigen.
Zu Beginn des Spiels hat man die Möglichkeit eine mit 8 GB recht umfangreiche Dateninstallation (Dauer ca. 50 Minuten!) vorzunehmen, welche die Ladezeiten verkürzt. In unseren Testbedingungen waren die Ladzeiten auch ohne Installation noch verschmerzbar (ca. 30sec pro Rennen) - die Dateninstallation vorzunehmen, ist aber trotzdem empfehlenswert, da sonst viel zu häufig nachgeladen werden muss. Außerdem fordert das Spiel nach dem Start direkt zum Download eines Patches auf, der unter anderem den Onlinemodus nachliefert. Zum Testzeitpunkt kündigte Sony bereits weitere Updates an, die das Spielerlebnis verbessern sollen.

Autos und Spielmodi en masse
Wer schon mal ein Gran Turismo gespielt hat, egal ob auf PSx oder PSP, wird sich schnell zu recht finden. Grob unterschieden wird zwischen Arcade und GT-Modus. Unter Arcade könnt ihr schnelle Renen fahren, die sich nicht auf eure Karriere auswirken. Leider kann man auch nur das fahren, was man im GT-Modus bereits freigespielt hat. Das Hauptmenü des GT Modus, mit dem man sich am längsten beschafft, füllt den kompletten Bildschirm aus. Auf unterschiedlich großen Schaltflächen werden alle Spielmodi optisch ansprechend präsentiert. Zu Beginn hat man noch wenig Credits zur Verfügung. Es gilt sich erstmal eine Karre zuzulegen, wobei man anfangs mit älteren Modellen vom Gebrauchtwagenhändler Vorlieb nehmen muss. Durch Rennen, die man in der Klasse A-Spec oder B-Spec austragen kann, verdient man sich weitere Credits hinzu. Diese lassen sich nicht nur für eines der über 1000 Fahrzeuge ausgeben, die es ins Spiel geschafft haben, sondern auch für Autoteile. Denn die Geschosse lassen sich in vielen Bereichen vom Reifen, über die Bremse, bis hin zu Getriebe und Motor tunen. Außerdem kann man verschiedene Lackierungen auswählen. Sonstige optische Tuning-Elemente, wie sie etwa die Need for Speed Serie früher bot, gibt es leider nicht, wäre aber wohl dem Spielanspruch gemäß auch nicht ganz passend gewesen.

Spezial-Events sorgen für Abwechslung
Erfreulich ist, dass man auch Spezialevents freischalten kann, wie etwa Go-Kart Rennen, Nascar oder Rallys. Neben den Credits steigt auch euer Erfahrungslevel, je besser ihr abschneidet. Damit lassen sich neue Rennserien und schnellere Sportflitzer freischalten. Vom Otto-Normalverbraucher Auto wie dem Opel Corsa, bis hin zu Luxus-Limousinen und sündhaft teuren Sportwagen, kann man sogar ein paar Formel 1 Rennwagen über die insgesamt 71 Pisten heizen lassen. Einige der Strecken kommen einem dabei schon aus früheren GT-Teilen bekannt vor. Trotzdem ist der Abwechslungsreichtum insgesamt gut und die Kurse schön und fordernd designt wurden. Den Kernpunkt von Gran Turismo bietet seit jeher der Realismus auf der Strecke. Nicht ohne Grund trägt das Spiel den Untertitel „The Real Driving Simulator“. Bewertet man das reine Fahrverhalten, so wird auch Teil 5 diesem hohen Anspruch gerecht. Die Autos reagieren allesamt realistisch. Wer zu schnell fährt, den befördert die Zentrifugalkraft unweigerlich in die Leitplanken. Eine einblendbare Ideal-Linie unerstützt zudem bei der perfekten Rundenzeit. Die Steuerung mit dem DualShock Controller klappt gut, Hartgesottene Raser greifen aber lieber zum Lenkrad.
Außerdem kann man auch diverse Feinabstimmungen vornehmen, was aber nur Profis interessieren dürfte, oder auf Wunsch auch manuell schalten. Die KI ist insgesamt gut, aber fährt nicht sonderlich aggressiv - Abdrängen ist daher leicht möglich.
Auch verschiedene Witterungsbedingungen wie Regen und Schnee oder unterschiedliche Bodenverhältnisse wirken sich unmittelbar aus. Leider gibt es verschiedene Wetterverhältnisse nur auf wenigen Strecken, selber kann man diese Gegebenheiten nicht einstellen.

Kollisionen und Schäden einer Simulation nicht würdig
Das Kollisions- und Schadensmodell hat mit der Realität aber leider wenig zu tun. Selbst, wenn man mit Tempo 200 in ein gegnerisches Fahrzeug reinbrettert, wird dieses nur leicht zur Seite geschoben. Schäden lassen sich an den Autos nach Unfällen zwar ausmachen, aber diese sind marginal. Was in der echten Welt zu einem garantierten Totalschaden und Knochenbrüchen aller Art führen würde, zaubert in GT5 nur ein paar leichte Dellen und Kratzer auf den Frontflügel. Sony versprach das Schadensmodell zu verbessern. Zum Testzeitpunkt war dieses Patch aber noch nicht verfügbar. Überschläge bei zu schnellem Rasen über Erhöhungen sind aber bereits möglich.
Ansonsten ist bei modernen Rennspielen mittlerweile positiv hervorzuheben, dass es keinen Gummibandeffekt gibt. Wenn man schnell und gut um die Kurven fährt, kann man seine Kontrahenten auch einige Sekunden hinter sich lassen. Der Schwierigkeitsgrad ist von Anfang an fair. Um Fahrtechniken zu verbessern, kann man diverse Lizenzen erwerben. Dabei geht es etwa um richtiges Bremsen, gute Kurvenfahrten oder sicheres Handling von rassigen Sportwagen. Außerdem steht ein Trainingsmodus zur Verfügung. Der nachgelieferte Online-Modus läuft flüssig und störungsfrei. Ansonsten gibt erstmals einen Strecken-Editor, der zwar nicht vollkommene Freiheiten lässt, aber mit dem man trotzdem schöne Kurse gestalten kann. Auch der Foto-Modus hat es ins Spiel zurück geschafft. Wiederholungen der Rennen lassen sich natürlich ebenfalls wieder betrachten und speichern. Wer die PSP-Version von Gran Turismo sein Eigen nennt, kann zudem die freigeschalteten Fahrzeuge übertragen. Diese lassen sich aber nur im Arcade-Modus auswählen.
Umwerfend gut aussehende Wagen mit kleinen Schnitzern
Grafisch sehen die Premium-Wagen, die etwa 20% der über 1000 Autos ausmachen, überragend aus. Jedes kleine Detail kann man an der Karosserie und am Interieur des Cockpits erkennen. Bei den Standardwagen ist die Cockpit-Perspektive leider nicht auswählbar, trotzdem sehen auch diese Polygon-Modelle mit kleineren Abstrichen (leicht eckige Reifen und fransige Schatten) sehr ansprechend aus.
Audi, BMW, Mercedes, Ferrari, Toyota – die Palette ließe sich beinahe endlos erweitern. So gut wie jedes namhafte Auto wurde originalgetreu nachgebildet und rast ruckelfrei bei fast konstanten 60 fps über den Asphalt.

Lichteffekte spiegeln sich auf der Motorhaube ebenso wie in Echtzeit berechnete Schatten auf der Strecke. Ein paar der Pisten wirken nicht sonderlich spektakulär und ältere Kurse ziemlich detailarm. Dafür gibt es auch Highlights wie Nachtrennen, der wahnsinnig große Nürburgring oder die irrsinnig steile Eiger-Nordwand und tolle Stadtrennen in Rom und Madrid. Am Rand der Kurse lassen sich etwa auch einzelne Grashalme erkennen, oder Regentropfen plätschern auf die Frontscheibe. Das ein oder andere Mal sieht man jedoch kleinere Unschönheiten wie etwa Bäume, die nicht ganz sauber gestaltet wurden sind. Dies bekommt man allerdings auch nur mit, wenn man wirklich darauf achtet. Soundtechnisch wird gute Kost geboten, die aber nicht herausragend ist. Nette Musiktstücke ertönen während der Renne. Die Geräuschkulisse ist insgesamt gut, bei Aufprällen allerdings zu leise. Bemerkenswert ist aber etwa, dass der weltbeste Pianist Lang Lang einige Stücke für das Game eingespielt hat.
Wer über einen entsprechenden Fernseher verfügt, kann Gran Turismo auch in 3D erleben. Zudem gibt es ein Head-Tracking Feature, das eure Kopfbewegungen erkennt, durch die man sich im Cockpit umsehen kann.

Fazit
Gran Turismo 5 bietet ein ausgereiftes Fahrvergnügen, das den Ansprüchen einer waschechten Simulation beinahe perfekt gerecht wird. Der exorbitant große Umfang mit unzähligen Rennevents und der hohe Motivationsfaktor durch die vielen Fahrzeuge und Herausforderungen können über Wochen und Monate an das Game fesseln. Nur die nervigen Ladezeiten und das insuffiziente Kollisions- und Schadensmodell trüben den sehr guten Eindruck ein Stück weit. Es gibt vielerorts kleinere Mängel, die echte Fans stören werden. Anzumerken bleibt auch, dass Leute, die auf Arcade-Action stehen, sich von Gran Turismo wohl schnell gelangweilt fühlt werden, da andere Titel deutlich mehr Adrenalin bieten. Wer auf rohe Rennkost steht, der greift aber zu, auch wenn es nicht das erhoffte Nonplusultra-Spiel geworden ist. Aufgrund der vielen Vorzüge holt sich GT5 ganz knapp vor Formel 1 2010 die Raser-Krone im Simulationsbereich ab.
Wertung
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+ Überragende Fahrzeugmodelle
+ Teils wunderschöne Strecken
+ Wahnsinnig viele originalgetreue Autos
+ Sehr realistisches Fahrverhalten
+ Riesiger Umfang
+ Hoher Langzeitspaß
+ Spezial-Events wie Go-Kart und Nascar
+ Strecken-Editor, Foto-Modus und 3D Support
- Schwaches Schadensmodell und unrealistische Kollisionen
- Standard-Autos ohne Cockpit-Ansicht
- Nur dezente Tuning-Möglichkeiten
- Nervige Ladezeiten ohne große Dateninstallation
- kleinere Grafik-Schnitzer in der Umgebung und bei Standard-Wagen
Vielen Dank an Sony für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars