
Vollständiger Spielname: Need for Speed: The Run
Publisher: EA
Entwickler: Black Box
Release: 18. November 2011
Altersfreigabe: ab 12 (USK)
Uncut: Ja
Genre: Rennspiel
Spieler: 1-8
Sprache/Texte: Deutsch/Deutsch
Dateninstallation: Nein
PlayStation Move: Nein
Stereoskopisches 3D: Nein
Online-Pass: Ja
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Die Reifen qualmen schon wieder. Nach Hot Pursuit und Shift 2, erscheint mit Need For Speed: The Run bereits der dritte Teil der erfolgreichen Rennspiel-Serie in einem Zeitraum von lediglich einem Jahr. Das riecht nach Ausschlachtung der Reihe. Ob darunter auch die Qualität gelitten hat, erfahrt ihr in unserem Review. Für die Entwicklung zeigen sich die Black Box Studios verantwortlich, die unter anderem bereits die hervorragenden NFS-Teile Underground 2 und Most Wanted auf die Beine gestellt haben.
Um das Fazit vorwegzunehmen, mit The Run können die kanadischen Entwickler an diese Hits leider nicht anknüpfen. Das neue Need for Speed siedelt sich wieder im Arcade-Sektor an. Storytechnisch geht es um ein Rennen, das quer durch die USA führt, von San Francisco bis nach New York. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 25 Mio. Dollar und auch Jack Rourke ist dabei, in dessen Rolle ihr schlüpft. Erstmals in der Geschichte der Need for Speed Reihe seid ihr in The Run auch zu Fuß unterwegs. Dabei könnt ihr euch jedoch nicht frei bewegen, sondern Quick Time Events treiben die Story voran, in denen ihr meist vor den Cops entkommen müsst, denn das besagte Rennen ist natürlich illegal. Spielerisch sind diese Quick Time Events erwartungsgemäß anspruchslos und machen wenig Spaß, optisch werden sie aber sehr schön in Szene gesetzt.

Den mit Abstand größten Teil des Spiels macht aber natürlich das Fahren aus. Im Hauptmodus "The Run" absolviert ihr Etappen und arbeitet euch so Stück für Stück Richtung New York vor. Eure Aufgabe besteht dabei entweder darin eine bestimmte Zahl von Gegnern zu überholen, Checkpoints vor Ablauf einer vorgegebenen Zeit zu erreichen oder vor den Cops zu entkommen. Anders als noch in Hot Pursuit könnt ihr die Cops nicht mit Hilfe von Gadgets ausschalten. Lediglich Rammen ist ein probates Mittel sich den Highway-Polizisten zu entledigen. Leider mangelt es dem Spiel völlig an Fahrphysik. Natürlich handelt es sich um ein Arcade-Rennspiel und man darf es nicht mit Gran Turismo oder dem hauseigenen Shift vergleichen, aber die Steuerung der Wagen ist teils so träge, dass einem der Spaß vergeht, weil man ständig irgendwo reincrasht, wo man normal noch hätte ausweichen können. Auch das Driften ist viel zu umständlich, am einfachsten kommt man voran, wenn man in einer Kurve vom Gas geht und sich von der Leitplanke führen lässt.
Driver: San Francisco hat zuletzt unter Beweis gestellt, dass man auch einen Arcade-Racer mit gutem Fahrgefühl ausstatten kann. Ein Schadensmodell wird aber immerhin für alle Wagen geboten und die Crashs sehen auch spektakulär aus. Euren Nitro könnt ihr mit riskanten Fahrmanövern (knapp vorbei, Gegenverkehr, Sprünge etc.) auffüllen.

Wenn ihr crasht, gibt es Rücksetzpunkte. Pro Rennen habt ihr eine begrenzte Anzahl. Sind diese aufgebraucht, müsst ihr das Event von vorne beginnen. Dies gilt auch wenn ihr nicht das vorgegebene Ziel erreicht habt. Mitunter ist es daher sinnvoller absichtlich zu crashen um zurückgesetzt zu werden, anstatt als Zweiter ins Ziel zu fahren – dämlich.
Störend sind hierbei vor allem die etwas zu lang ausgefallenen Ladezeiten. Denn das Spiel muss bei einem neuen Versuch auch komplett neu laden – unzeitgemäß. Für Kopfschütteln sorgt auch die Gummiband-KI. Wenn ihr langsamer fahrt, tun es die Kontrahenten auch. So kann man die Spielmechanik überlisten und bis kurz vor Schluss bedächtig im Windschatten des Führenden fahren, um ihn dann zu überholen. Zudem agieren die anderen Fahrzeuge recht aggressiv und nicht selten kommt es vor, dass ihr ins Abseits der Strecke gedrängt werdet oder in den Gegenverkehr kracht. Stellenweise ist es schlicht unmöglich auszuweichen und manchmal wird man auch schon bei nur geringfügigem Fahren neben der Strecke zurückgesetzt – ärgerlich.

Die Locations, die ihr in den USA durchfahrt sind allesamt abwechslungreich. Von Metropolen wie Las Vegas, Chicago oder New York, gibt es auch Offroad-Passagen, verschneite Berge inkl. herabstürzender Lawinen, Prärie oder Highways. Spielerisch fühlt sich dies aber alles gleich an, hier mangelt es völlig an der Abwechslung. Lediglich die Tatsache, dass ihr auf der Karte das Endziel stets vor Augen habt und diesem immer näher rückt, motiviert zum Weiterspielen. Da können auch gelegentlich eingestreute Action-Szenen, in denen ihr etwa explodierenden Fässern ausweichen müsst oder vor von auf euch schießende Helikopter flieht, nicht besonders hinwegtäuschen. Die Story hätte, wenngleich nicht sonderlich originell, deutlich mehr Potential geboten, hat aber überhaupt keine Überraschungen.
Optisch kann man The Run nicht viel vorwerfen. Es gibt zwar seltene Popups, aber dafür läuft das Geschehen sehr flüssig und man hat ein gutes Geschwindigkeitsgefühl. Dank der eingesetzten FrostBite 2 Engine, die auch in Battlefield 3 verwendet wurde, sehen vor allen Dingen die Lichteffekte wie Sonnenschein oder Scheinwerfer toll aus. Auch die Automodelle sind detailliert, reichen aber nicht an jene aus GT5 heran.
Abseits der Strecke gibt es recht wenige Details und die enge Streckenführung lädt auch nicht zum Erkunden der Umwelt ein. Vermisst wird ebenfalls eine Cockpit-Ansicht. Die Autoauswahl ist zwar schön und bietet Marken wie Audi, Mercedes, BMW, Porsche, Lamborghini, Ford, VW, Nissan oder Aston Martin, aber etwa keine Ferrari und ist mit insgesamt nur 66 Wagen auch eher klein und Tuning gibt es gar nicht.

Die im Hintergrund gespielten Lieder passen jeweils zur Location, übertönen aber den Motorensound deutlich. Zudem fehlt die Möglichkeit seine eigenen Songs von der Festplatte abzuspielen. Die deutsche Sprachausgabe ist insgesamt gelungen, allerdings wirkt die sehr raubeinige Stimme des jugendlich aussehen Jacks eher unpassend. Im Multiplayer macht der Titel wegen wegfallender KI-Schwäche und dank dem bewährten Autolog-Feature, mit dem ihre eure Ergebnisse in Echtzeit mit Freunden vergleichen könnt, mehr Spaß. Allerdings gibt es nur einen echten Modus für bis zu 8 Spieler und immerhin lokalen Splitscreen-Support – sehr dürftig, insbesondere da man die Kampagne bereits nach knapp 2h Nettospielzeit absolviert hat (mit Neuversuchen kommt man auf 3-4h). Immerhin kann man sich noch in zahlreichen Challenges messen und Medaillen sammeln, sowie Bestzeiten aufstellen. Diese sind aber letztlich der Story entlehnt und zudem gibt es keine Rundkurse auf denen man kontinuierlich seine Zeiten verbessern könnte.
Need for Speed: The Run kommt eindeutig nicht an einige der sehr guten Vorgänger heran. Dafür bietet das Spiel einen zu geringen Umfang und vor allem zu wenig spielerische Abwechslung. Die teils hübsche Grafik und einige nette Action-Szenen können da die Kohlen auch nicht mehr aus dem Feuer holen. Aus Männersicht muss man auch sagen, dass es leider fast keine heißen Kurven abseits der Strecken gibt. Das Fahrgefühl lässt deutlich zu wünschen übrig und auch im Multiplayer kann der Titel nicht vollends überzeugen. Insofern gab es dieses Jahr deutlich bessere Rennspiele und The Run eignet sich daher nur für eingefleischte Fans der Need for Speed Serie.
Wertung
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+ Teils hübsche Grafik dank FrostBite 2
+ Nette Action-Szenen und schöne Locations
+ Gutes Geschwindigkeitsgefühl
- Sehr kurze Kampagne
- Träge Steuerung
- Gummiband-KI
- Nervige Ladezeiten
- Keine Cockpit-Ansicht
- Etwas geringe Fahrzeugauswahl und kein Tuning